Leere I

verzweiflung ist kein romantisches verlangen,
keine sehnsucht oder inspiration,
oder irgendetwas das beflügelt.

verzweiflung ist ein luftleerer raum ohne wände,
in grauem zwielicht, in dem
nicht einmal die eigenen hände wirklich aussehen.

ein raum ohne echo, ohne stimmen.
eine galerie voll vermisster chancen, voll wortloser trauer,
voll schreien ohne worte, gefangen in der eigenen haut,
schwebende unfähigkeit in der leere.

verzweiflung ist kein schönes stück welt, keine poetische phrase;
sie schmerzt.
sie hält nachts wach und führt all die trauer, all die schmerzenden erinnerungen,
all die vergessenen peinlichkeiten wieder hinter die augen.

sie entfernt dich. von allen menschen.
von den menschen, die du liebst und von denen, die du hasst.
sie wandelt alle freundschaften in schwermut um,
all die schönheit wird zu hässlicher last,
jeder tag ein wirres, dumpfes wandern ohne jede berührung.

verzweiflung ist ratlosigkeit, rastlosigkeit und schweigen.
sie ist der zuckende schmerz im innern,
welchen man nie teilen kann.
welchen man immer vergessen möchte, aber nur selten kann.

03.12.015

ein jahr voll ambivalenz
der äußere stillstand in einer kontinuierlich kreisenden welt
verlust der berührungen
verlust der inhalte, verlust von mir, die
gelöste verbindung zu meinen vergangenheiten

das tägliche wollen, im inneren
das mantra, jeden tag neu aufsagen, was morgen sein wird
nur um wieder stillzustehen
wie der unbeweglichste teil der kette, gefroren und rissig

ein jahr voll ambivalenz, zwei jahre voll fragen,
eine dekade voll flucht und der angst vorm rückblick
der angst vorm ausblick
und der angst vor mir selbst
und der angst vor den anderen
und der angst vor allem, was je sein wird

der zusammengesackte kutscher
die geschlossenen augen
mein temporäres leben in geraffter zeit
wärend von außen dumpf die worte hereinfließen
die schlauen, die dumpfen, die egalen und die richtigen

und am ende bleibt doch nur alles stehen–
jeder ist sich selbst seine metropole
ein jeder kann nur wissen wer er ist, ein jeder von außen nur erahnen
alle menschen versuchen, alle menschen straucheln und zetern
und ich
will gar nicht alle menschen sein
und werde letztlich gar nichts.

02.06.015

mein kopf
———————-
die außenwelt

ich warte immer noch auf
ein zeichen, einen hinweis, ein beweis oder
eine eindeutige erkenntnis
für oder gegen mein
währende gefühl, anders
oder vielleicht auch genauso
zu sein, wie die menschen um mich herum

um von dort aus
festzustellen
an welchem punkt im gefüge ich
mich befinde

ich habe mich selbst domestiziert
in der akzeptanz und der egalite meiner
mitmenschen.
und vielleicht, nur zufällig,
könnte es eben doch sein,
dass es hier drinnen, in meinem
kopf ganz anders aussieht, als
in all den anderen hirnen

23.04.015

dogpile of shit
hin und her
links und rechts
nach vorn und zurück

ambivalenz- gleichgültigkeit.
immer mehr hineindrehen in die zeit
vorwärts
und dann
mehr gleichgültigkeit

zeit im strom
crapload of shit
immer wollen, die ganze zeit
hände im schoß
und dann noch das alter.

drehen im innern
und jahraus, jahrein
die gleichen paar faktoren
ohne bezug

nicht ich bin mein körper
er ist ich
vorwärts gerichtet
oder nach links oder rechts oder
zurück

und schließlich
gleichgültigkeit
gleichzeitig alle meinungen festlegen
beibt nullpunkt
ohne erkenntnis.

[geist] | 07.08.014

mein körper schundet sich an allen ecken langsam ab
das langsame abtragen der schichten nagt an mir
und an allen hervorhebungen bröselt es, trocknet, bricht, fällt

das alter ist um mich
wie ein wind zieht es um mich
und trägt mich ab,
ich, langsam schwindende säule

mein körper versucht sein netz aufrechzuerhalten
und das langsame wiegen
schleift sich in alle gelenke,
in genitalien, ins gehirn hinein

bis ich um mich herum
nur noch meine zellstoffe hinfortfliegen sehe
und dann
nur noch geist bin

07.05.014

und dann gibt es tage, an denen man aufsteht und sich am liebsten sofort betrinken würde. den magen mit alkohol zustopfen bis das gehirn aufgibt, den atem mit soviel rauch betäuben, bis man die welt nicht mehr riechen kann. es bleibt jedoch beim gleichen – weitermachen, weitersitzen, weiterdenken. nur die augenbrauen heben sich nicht nach oben, an solchen tagen. und jeder umbruch scheint nur einen schritt weit entfernt.

02.02.014

und dann ist die angst gegangen
in einer unberechenbaren woge aus normalität
kurz – das rauschen
dann senkt sich ein stück hirnhälfte herab
und gegangen bin ich mit ihr.

18.12.013

da ist keine sicherheit,
während wir uns ewig schnell durch das all walzen.

nur das hoffen auf den zarten wuchs vertrauen,
und dass ihre wachstumszonen nie verhärten.

02.12.013

und dann so aus heiterem himmel
und vollkommen aus eigener schuld
fühle ich mich wieder wie ein kleinkind,
zurückgeworfen in regression.

so eine scheisse.
und ich dachte, ich wäre erwachsen geworden.